Die Fasnachtsfeuer in Wittnau
Noch finden wir des Winters strenge Spuren,
Der Schnee deckt tief die weitgedehnte Flur,
Und raue Winde ziehen durch das Tal.
Doch aht der Frühling auf leisen Wegen
und sendet uns der schönsten Wonne Segen
Durch seinen Duft, genährt vom Sonnenstrahl.
Ein stiller Friede ruhet in den Herzen
und zündet an der Freude helle Kerzen.
Vom Kinde bis zum grauen Greisenhaupt
Fühlt jeder sich von Sorgen wie beraubt.
Die Fastnacht ruht auf unsern weissen Auen,
Das Auge kann die Fastnachtsfeuer schauen,
Die an den Bergen wonnig aufgeflammt.
Sie leuchten durch des Abends hehre Stille
Mit ihrem Glanz, mit ihrer Zauberfülle.
Ein Brauch, der noch aus alten Zeiten stammt.
Kaum ruht der Abendglocken einsam Schwingen
Hört man die Jugend frohe Lieder singen,
Die Fackeln schwingt sie flammend in dem Kreis,
Hell lodernd brennt das aufgetürmte Reis.
Das Schönste wohl aus diesem regen Treiben
Ist das, was denn die Berge flammend schreiben,
Was sie durch schlichte Kunst hervor gebracht.
Wetteifernd kämpft das Schöne mit dem Schönen
Weit leuchten Feuer, die die Höhen krönen,
Wo uns der Flammen Schrift entgegen lacht.
Und jeder Bürger muss zum Werk sich finden,
Der vor'gen Jahrs durch Ehe sich liess binden.
Nur der wird tief mit Schmach und Schand bestraft,
Der nichts an jene Fastnachtsfeuer schafft.
Als in Europas weitgedehnten Landen
Der Götzenbilder viele sich befanden,
Das stolze Rom sein Scepter siegreich schwang,
Da war auch hier der Brauch und heidsche Sitte,
Dass man den Frühling von der Göttin bitte,
Mit Feuer, Opfer, Tanz und mit Gesang.
Ostara war ihr Name hoch erhaben,
Es glaubt das Volk, sie spende Frühlingsgaben
Und brachte ihr an jenem Tag im Jahr
Die Opfer willig und mit Freude dar.
Als sich das Volk zum Christentum bekehret
Durch Glaubensboten weisen Mund belehret,
Die aus der Ferne in das Land gewallt,
Riss man die Götzenbilder alle nieder.
Das Heidentum im Fricktal blieb verhallt.
Doch jene Feuer in den Fastnachtstagen
Hat man im Christentume übertragen
Und in die strenge harte Fastenzeit
Als eine würd'ge Feier eingereiht.
s Martins Brunne bi Wittnau
Es lauft es Bächli gar so chli
Bi Wittnau dure, s Fantel ii,
Am Berg mitts obe chunnt es use
Und dur ne Grabe abez'bruse.
Orthalde heisst de schöni Wald,
Wo s Wasser us de Steine gwallt.
Es wird scho vili, vili Johr
Behauptet, es sig würkli wohr,
Dass dem, wo vo dem Wasser trinki
Ganz sicher dr Verstand versinki.
Statt Hirni gäb's denn Strau i Chopf
Und schurig dumm blieb dänn de Tropf.
S muess würkli öppis sii derbi,
Dr Schade isch nid immer chli.
Will mer im Fricktal alletwäge,
Wenn eine lustig isch, tuet säge:
"De hät vo s Martis Brunne gha,
Me gseht ems scho vo witem aa."
Do z Wittnau sind mer unschiniert,
Jo, ander Lüt si ärger g'schmiert,
Denn s Wasser, wo im Sand versunke,
Wird witer under wider trunke,
Für Brünne wird's sogar verwändt,
Sind froh, dass sie es nume händ.
Doch schwig drvo, es hät kei Gfohr,
Und s'isch ja vilicht gar nit wohr,
Denn s'Wasser blibt sich gliich im Mage
Und s'ander sind jo nume Sage.
Ja, wer scho trunke hät devo,
Dem goht ganz sicher nüt meh no.
No mänge Chrueg wird dört no gfüllt
Und ufem Berg de Durst mit gstillt.
Gar mänge tuet dört dure laufe
Und will vo s'Martis Brunne chaufe.
Er cha go trinke Tag und Nacht,
Und d'Rechnig wird de spöter gmacht.