"Vorerinnerung" nennt P. Carl Schmid seine Erläuterungen zum Wittnauer Familienbuch.
[Transkription, S. VII:]
Vorerinnerung.
Während meiner nunmehr 16jährigen Besorgung
der Pfarre Wittnau habe ich schon vielmal das Vor-
handensein eines Familienbuches der hiesigen
Bürgerschaft gewünscht. Denn haufig kommt etwas
vor, worüber man nur durch langes Nachsuchen
in den Pfarrbüchern, durch Nachfragen u.s.w Aufschluß
u. zuweilen nicht einmal sicher erhalten kann;
wo hingegen das verlangte in einem gut ge-
ordneten Familienbuche sogleich zuverläßig
zu finden wäre. Vielmal hatte ich mir darum schon
vorgenommen, ein solches zu verfertigen; allein
die damit verbundene Mühe & Arbeit schreckte mich
bis dahin immer wieder davon ab. Indessen, um diesem
fühlbaren Bedürfniße doch endlich einmal abzuhelfen,
faßte ich – wo gerade Zeit u. Umstände es gestatteten –
den festen Entschluß, mit Muth u. Eifer Hand ans Werk
anzulegen. Einmal angefangen, ließ ich – aller
Beschwerden & Hemmniße ungeachtet – nicht mehr
davon ab, bis es wenigst soweit zu Stande gebracht
war, als sich für einstweilen thun ließ.
Meine Absicht & Bestreben war, dasselbe so vollständig
u. umfaßend als möglich zu machen. Die Einrichtung ist
folgende: Jedes Geschlecht ist nach alphabethischer Ord-
nung zusammengestellt. Die Familien wurden meist
[S. VIII:]
chronologisch, wie sie sich nämlich verehelichten aufgeführt
& jede hat ihr eigenes Nro. Bei jedem Geschlechte
wurden die Nros. wieder von vorn angefangen.
Bei jedem Individium wird voran die Zeit
der Geburt, dann hinten das Jahr der Verehe-
lichung, sowie des Todes, und endlich noch die
Blattseite & das Nro., wo es als Familien-
Vater oder Mutter erscheint angesetzt; ebenso
werden bei jedem Familien-Vater & Mutter
die ihre Abstammung weisende Pag & No.
angezeigt.
Hiezu benutzte ich Tauf- Sterb- & Eheregister,
aus denen ich auf 200 Jahre zurück u. noch
darüber vollstandige Auszüge – von jedem Geschlecht
besonders – gemacht habe. Auch leistete das Bürger-
register der Gemeinde gute Dienste. Nebstdem
ergab sich von selbst, daß ich während meiner
vieljährigen Amtsführung – dazu noch ein geborener
Wittnauer – zur näheren Kentniß der Familien,
wenigstens der jetzigen & vorigen Generation,
gelangen mußte. Endlich was sich aus diesen
Hülfsquellen nicht ermitteln ließ, darüber suchte
ich durch Nachfragen bei alten & sonst kundigen
Leuten Auskunft zu erhalten. Indeßen mußte ich
trotz meiner angestrengten Bemühung doch vieles,
dem ich nicht auf den Grund kommen konnte – besonders
was die früheren Zeiten betrifft unentwirrt im
Dunkel liegen lassen und es bleiben somit noch
manche Lücken auszufüllen übrig.
[S. IX:]
Beinebens bin ich doch herzlich froh, daß diese
Arbeit nun in soweit vorgerükt ist.
Denn wäre sie auch minder vollständig, so hätte
meine, hiedurch nicht wenig angegriffene Ge-
sundheit mir jezt geboten einstweilen davon
abzulassen. Später gelingt es vielleicht mir
oder einem jeweiligen Nachfolger, das Mangelnde
wenigst theilweise, noch ersetzen zu können.
Der Grund ist nun einmal gelegt, das Wichti-
gere u. Mühsammere bewerkstelliget. Die Fort-
setzung unterliegt, besonders bei der jetzigen
Einrichtung der Pfarrbücher, gar keiner großen
Schwierigkeit mehr.
Sollte ich die Früchte dieser meiner Mühe
u. Arbeit auch nicht mehr lange geniesen können,
so freut es mich doch, wenn ich damit meinen
Nachfolgern einen gefälligen Dienst habe
leisten können.
Im November 1846.
Sig. P Carl Schmid O. S. B.
d. Z. Pfarrer.